Igelpfade

Lebensraum für Igel schaffen & bewahren

Der fertige Käferkeller - Titelbild

Einen Käferkeller anlegen

In einem Tag für 0 Euro ein langjähriges Igelbuffet schaffen

Der Hauptgrund für das furchtbare und weiter zunehmenden Igelleid ist das Fehlen der natürlichen Nahrung der Igel: Insekten, allen voran Käfer. Igel brauchen, um gesund zu leben, jede Nacht viele Käfer und Käferlarven als Grundlage ihrer Ernährung.

Doch gerade Käfer sind im letzten Jahrzehnt massiv ausgestorben, ihre Masse ging um über 70 % zurück! Der Grund dafür wiederum ist — neben dem Einsatz von Giften in der Landwirtschaft, aber auch in Gärten — vor allem die Zerstörung des Lebensraumes der Käfer. Käfer brauchen (genau wie Igel) dichte Gebüsche mit zersetzendem Material darunter, wie Laub und Holz.

Und genau hier kann jede*r Garteninhaber*in etwas dafür tun, Käfern wieder mehr Lebensraum zu schaffen und diese praktisch anzusiedeln. Das wiederum kommt zum einen der Verbreitung von Käfern insgesamt zu Gute (und damit allen Igeln), aber auch direkt jedem Igel im Einzugsgebiet des Gartens.

Im folgenden der Bericht über die Anlage eines genialen „Luxus-Käferkellers“

Mit nur einem Tag Arbeit und zum Preis von NULL Euro ist dabei ein optimaler Lebensraum für Käfer und weitere nützliche Insekten entstanden, der für viele Jahre Insekten ansiedeln und schützen wird und damit wirksam hilft, auch das Leid der Igel zu mindern.

Lasst uns alle 2, 3 viele Käferkeller, exotische Stauden gegen heimische Büsche austauschen und insgesamt naturfreundlicher (=unordentlicher) gärtnern. Natur, Klima — und am Ende wir selbst profitieren davon!

Die folgende Fotostory ist ein Gastbeitrag von Grindi Madameo, zuerst 19.10.2024 erschienen hier. Wir danken für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung!

Damit die Igel im nächsten Jahr mehr natürliche Nahrung in meinem Garten vorfinden hier mein neuester Versuch, inspiriert von Euch hier in dieser Gruppe:

Tadaaa… Mein nagelneuer Käferkeller/die Käferburg!

Oder auch: „Wir bauen eine Käferburg an einem Tag!“ — die Äste hatte ich allerdings schon mal etwas gesammelt.

Tatsächlich war das sogar fast die schönste Phase des Projektes: Denn schon das Sammeln des ganzen Materials im Vorfeld — im eigenen Garten, vom Nachbarn, vom Sägewerk, Waldrand, von ausgelegtem Strauchschnitt — hat mir wirklich riesigen Spaß gemacht. Sogar meine Benjeshecken (ebenfalls tolle Artenschutzprojekte für einen Natur-gesunden Garten) mussten noch etwas abgeben. Aber nun zur Umsetzung:

Schritt 1 — der Aushub

Los geht es mit dem Aushub. Diesen habe ich 1 m lang und 0, 80 breit angelegt. Und 0, 75 tief! Tiefer ging es nicht, denn dann waren die ganzen Wurzeln der nahen Hecke im Weg.

Schritt 2 — Hauptstamm und Drainage

In das entstandene Loch konnte nun bereits der Hauptstamm einziehen, um den herum dann die Drainage gelegt wurde. Dabei dienen die alten Tonhohlziegel gleichzeitig auch als Wohnmöglichkeit!

Der Hauptstamm hier besteht aus Kirsche. Idealer wäre hier Eichenholz und auch gern etwas mehr Buche, weil z.B. der aussterbende Hirschkäfer auf Eiche angewiesen ist.

Sobald ich einen Eichenstamm/dicken Eichen-Ast finde, werde ich den Keller einfach an der Seite ein Stück erweitern, sozusagen nachrüsten.

Durch das Einlegen der Drainage-Steine stand die Kirsche als Hauptstamm (Eiche konnte ich leider nicht auftreiben) auch direkt schön fest.

Anschließend habe ich die Seitenwände noch teils mit großen Rindenstücken (von einer Buche) belegt, so klettert es sich für die kleinen Krabbler leichter.

Schritt 3 — Auffüllen des Loches

Darauf kam nun die „Holzhäckselschicht“. Sie besteht aus Holzhäckseln, Sägemehl, Zapfen und Ästchen.

WICHTIG: Bei den Holzhäckseln muss man unbedingt darauf achten, dass es unbehandelte Häcksel sind. Holzhäcksel oder Rindenmulch, die man in Gartencentern oder Baumärken kaufen kann, sind häufig chemisch behandelt und „haltbar gemacht“. Aber wir wollen ja gerade das Gegenteil, nämlich dass das Material schön besiedelt und gefressen wird 😉

Schritt 4 — noch mehr Totholz

Nun kommt noch mehr wertvolles Totholz dazu. Die größeren Äste werden eingesteckt und alles miteinander möglichst gut verkeilt.

Zusätzlich sorgen auch noch ein paar tolle Wurzeln für viele Zwischenräume und Löcher, als Lebensraum für die ersehnten „Krabbler“.

Schritt 5 — Eine schützende Deckschicht

So weit aufgefüllt, jetzt kommt gleich noch Laub oben drauf! Diese Deckschicht schützt vor zu rasch eindringendem Wasser und beim Zersetzen des Laubes entsteht zudem auch etwas Wärme.

Beim Auffüllen mit Laub habe ich auch gleich die abgestochene Grasnarbe als Wall drum herum gelegt. Und schließlich am Ende noch etwas Stroh drüber- und dazwischen gestopft. Die hohlen Halme des Strohs bieten auch wieder Lebensraum für kleinste Insekten.

Schritt 6 — upps

Zufrieden mit dem endlich fertigen Werk stellt sich mit einem Blick zur Hecke die Frage: Wohin nur mit dem restlichen Aushub?? 🤔

Und dann hab ich auch leider vergessen, meinen schon lange existenten „Asselstamm“ zu integrieren… Macht nix, der dient ja auch dort, wo er steht, als prima Lebensraum!

Beim Aufräumen fanden sich dann noch ein paar Äste, die ich früher woanders schon deponiert hatte. Also kamen diese auch noch oben auf die Käferburg.

Insgesamt geht es bei der Käferburg darum, dass insgesamt wieder mehr Käfer unterwegs sind, weil sie den Winter überstehen, sich in Ruhe und geschützt vermehren können und einen gut verdeckten Wohnort haben. Am Ende sind durch das gemischte Totholzangebot und die Frostfreiheit einfach mehr Käfer am Leben, und damit Nahrung für die Igel.

Darüber hinaus verstecken sich übrigens auch Amphibien gerne in solchen Käferkellern.

Fragen und Antworten

Wann ist denn der richtige Zeitpunkt dafür. Soll man das jetzt schon anlegen oder reicht das im Frühjahr?

Das weiß ich nicht. Ich denke aber, es ist immer der richtige Zeitpunkt dafür. Ich bin eigentlich zu spät dran, weil meine Amphibien sich längst verzogen haben. Aber Käfer und Asseln sind noch unterwegs bzw. suchen sich jetzt etwas. Darum habe ich es jetzt noch schnell gemacht, bevor der Bodenfrost einsetzt. Dann ist es im Frühjahr auch pünktlich genug da.

Man findet jetzt auch eher Äste am Waldrand und Strauchschnitt etc. Und im Frühjahr ist im Garten auch wieder so viel anderes zu tun. Es ist echt nicht kompliziert und dauert auch nur ein paar Stunden inklusive Kaffeepausen, wenn man den Kram vorher zusammensucht.

Ich kenne es nicht mit dem Stamm in der Mitte, nur mit Ästen, wie ein kleines Tipi…

Impressionen nach einigen Tagen

Diese Fotostory ist ein Gastbeitrag von Grindi Madameo, zuerst 19.10.2024 erschienen hier. Alle Fotos ©Grindi Madameo. Wir danken für die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung!

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