Woran erkennst Du , dass ein Igel hilfsbedürftig ist? Und wie hilfst Du richtig?
Hier findest Du alle Informationen, die Du benötigst, um einen Igel-Notfall zuverlässig erkennen zu können und dann sachgerecht zu helfen.

Zeichen des Elends
Das wichtigste Zeichen für Hilfsbedürftigkeit eines Igels ist ein tagaktives Auftreten. Siehst Du einen Igel tagsüber umherwandern, ist er furchtbar und direkt lebensbedrohlich krank! Auch wenn das Tier ansonsten gar nicht körperlich auffällig wirkt: Ein nachtaktives Tier wie der Igel wird niemals „einfach so“ grundlos tagaktiv. Bitte sichere daher einen tagaktiv umherlaufenden Igel sofort — Du kannst danach hier in Ruhe nachlesen, wie Tagaktivität definiert ist.
Sofort sichern ist wichtig: Im Zweifel ist ein fälschlich gesicherter Igel schnell wieder frei gesetzt, während ein ungesichertes hilfsbedürftiges Tier oft binnen Minuten nicht mehr auffindbar ist. Beachte aber, dass Igel geschützt sind und nicht ohne Grund gestört werden dürfen. Tagaktivität ist jedoch ein unter Fachleute unbestrittenes Zeichen von Hilfsbedürftigkeit! Demgegenüber dürfen unauffällige (also beispielsweise nachtaktive) Igel niemals „einfach so“ in ihrem natürlichen Treiben gestört werden!
Übersicht über Krankheits-Zeichen beim Igel
Krank & hilfsbedürftig | Gesund & ausreichend ernährt |
---|---|
Tagaktivität (erwachsene Igel / Igelbabys) | Ausschließlich nachts aktiv |
Hungerknick — sichtbare Einkerbung zwischen Kopf und Rücken | Kopf geht gewölbt in den Rücken über wie bei einem Marienkäfer |
Von oben gesehen langgestreckte Form, Seitenlinien parallel, Flanken eingefallen | Von oben gesehen schöne ovale Form |
Augen schmal, schlitzig | Augen kugelrund und leicht vorstehend |
„Struppiges“ Aussehen, Stacheln stehen ab auf Schultern, Becken etc. | Volles Stachelkleid, Stacheln liegen gleichmäßig an (wenn nicht eingerollt) |
Hochbeiniger Gang | Geduckter Gang |
Läuft langsam, schwankend oder torkelig, bleibt viel stehen oder kippt sogar um. | Läuft behände, ohne Störung gemütlich vor sich „hingruschelnd“, bei Störung Verharren mit oder ohne Einrollen und/oder schnelles Wegrennen. |
Kot ist schleimig, grünlich, Durchfall | Kot besteht aus formstabilen, braunen Würsten ohne Schleim |
Starke Atemgeräusche, hustet sehr viel | Keine Atemgeräusch (Achtung Paarungszeit: Igel keuchen bei der Paarung und im (stundenlangen) Vorspiel heftig – das ist normal) |
Nase und/oder Augen verschleimt | Nase sauber (bei Stress kann sie wässrig-klar tropfen) |
Verletzungen (oft unter brauen Krusten schwer sichtbar), Abzesse oder sonstige eitrige Stellen (am Eiter-Geruch erkennbar) | Keine Wunden, Tier riecht igeltypisch nach Walderde |
Fliegeneier oder gar Fliegenmaden auf dem Igel, übersät mit Milben („Milbenpanzer“), massivste Besetzung mit Zecken. Fliegenmaden sind tödlich für Igel, hier ist sofortige Aktion notwendig! | Eine Handvoll Zecken sind normal, Flöhe gehören ebenfalls ganz normal zum Igel. Lediglich eine massive Überparasitierung mit Zecken und Flöhen kann ein Hinweis auf gesundheitliche Probleme sein. |
Schreiender Igel Igel schreien nur in großer Pein (häufig beim Pinkeln bei Blasen-/Nierenentzündung) oder Panik. (Hörbeispiel) | Igel sind lautlos, um nicht aufzufallen. Lediglich Igelbabys pfeifen/zwitschern nach ihrer Mutter, wenn sie verlassen sind und diese suchen. |
Untergewichtiges Jungtier im Spätherbst/Winter Untergewichtiges Alttier im Spätherbst/Winter | Winterschlafgewicht für Jungtiere aus dem selben Jahr: mindestens 600 g. Winterschlafgewicht für Altigel meist deutlich höher (auf gesunde Körperform achten: Altigel-Männchen haben Normalgewichte von bis zu 1.400-1.600 g je nach Größe) |

Ein auffälliger Igel gehört immer in die Hände einer professionellen Igelstation, um dort fachgerecht behandelt zu werden! Bitte keine Alleingänge ohne erfahrene Anleitung — das geht fast immer schlimm aus für die Tiere (und ist zudem gesetzlich auch verboten)!
Auch ein Gang zum Tierarzt kann notwendig sein — hierbei besteht allerdings tatsächlich Lebensgefahr für Igel! Entscheidend für das Überleben des Igels ist, dass der Tierarzt bereits Erfahrung mit Igeln hat. Der Hintergrund: Die tierärztlichen Methoden, die für Haustiere genau richtig sind, sind für Igel wegen grundsätzlichen Unverträglichkeiten leider sehr häufig tödlich. Da Tierärzte diese Unverträglichkeiten nicht im Studium kennen lernen, versuchen sie oft mit ihren Standardmitteln/-methoden zu helfen und bringen das schon geschwächte Tier damit ungewollt um.
Maßgebend für jegliche Behandlung sollten IMMER der Tierarzt-Leitfaden von Pro-Igel sein, in den der Tierarzt auch online jederzeit hineinschauen kann: Pro-Igel Leitfaden „Der Igel in der Tierarzt-Praxis“.
Hörbeispiele
Notfall gefunden — 3 erste Schritte:
Tier sofort sichern
Nicht zuwarten!
Selbst ein halb tot wirkender oder schwer verletzter Igel kann urplötzlich Restkräfte mobilisieren und ist dann blitzschnell weg. Darum NICHT zuwarten, sondern SOFORT beherzt zugreifen…
Sichere Unterbringung
Achtung: Ausbruchskünstler!
Igel sind Ausbruchskünstler, die hoch klettern können und sich auch durch kleine Spalten schieben. Darum unbedingt ausbruchssicher im Innenraum unterbringen…
Erstversorgung & Hilfe suchen
Regional Hilfe finden
Das Tier begutachten, sicher vor Fliegen schützen, Futter und Wasser anbieten — und dann schnellstmöglich regional nach Hilfe suchen. So geht’s…
Hallo und Guten Tag,
Ich bin auf der Suche nach einem oder mehreren Igel um sie ganzjährig in meinem Garten zu beherbergen. Sollte jemand also hilfsbedürftige Igel in der Nähe von Euskirchen-Köln auffinden, bitte informieren sie mich!
Michael
[Hinweis: Telefonnummer entfernt – Nicola Straub]
Hallo Michael,
[Vorweg: Deine Telefonnummer habe ich zu Deinem Schutz entfernt — sie würde öffentlich sichtbar zu leicht in falsche Hände gelangen.]
Schön, dass Du einem Igel ein Revier geben möchtest. Was ist dein Motiv dafür? Ich frage dies, weil viele Gartenbesitzer leider glauben, Igel wären eine gute Hilfe gegen Schnecken. Doch Igel möchten keine Schnecken fressen müssen, denn sie werden davon sehr schlimm krank: https://igelpfade.de/gesunde-ernaehrung/der-fluch-der-schnecken-und-regenwuermer/
Generell gehst Du am besten so vor:
1.)
Prüfe zunächst, ob dein Garten und sein Umfeld auch Igel-geeignet sind: Nicht nur dein Garten muss geeignet sein, sondern auch das Umfeld, denn als umherziehende Wildtiere laufen Igel bis zu rund 3 km jede Nacht. Hier findest Du die Infos zum Prüfen der Igel-Eignung: https://igelpfade.de/lebensraum-fuer-igel/neues-revier-fuer-igelpfleglinge/#1-welche-g%C3%A4rten-sich-als-auswilderungs-revier-eignen
2.)
Schaue, ob nicht eventuell schon Igel bei dir im Garten laufen. Am leichtesten gelingt dies durch Einrichten einer Futterstelle (die benötigst Du später eh) und ggf. Aufstellen einer Wildkamera. In einer gesunden & geeigneten Umgebung leben meist bereits Igel, nur fallen diese sehr versteckt lebenden Tiere oft nicht auf.
3.)
Prüfe deine Bereitschaft zur Zufütterung: Neben der generellen Eignung des Gartens und der Umgebung wünschen sich Igelpäppelnde, dass ihre ehemaligen Pfleglinge dauerhaft zuverlässig zugefüttert werden. Denn die Natur selbst gibt wegen des Insektensterbens nicht mehr ausreichend gesunde Nahrung für Igel her. So lange uns 75-80 % der Käfer in der Natur fehlen, wird ein Igel praktisch nirgends mehr allein auf Basis der natürlichen Ressourcen gesund satt.
4.)
Wenn Du diese drei Punkte für dich geklärt hast, findest Du hier Tipps, wie Du Kontakt zu lokalen Igelpflegestellen aufnehmen kannst: https://igelpfade.de/lebensraum-fuer-igel/neues-revier-fuer-igelpfleglinge/#2-wie-du-kontakt-mit-einer-p%C3%A4ppelstelle-aufnimmst
Herzliche Grüße
Nicola Straub