Ernährung & Zufütterung
Mehlwürmer sind als Larven der Mehlkäfer grundsätzlich nah an der natürlichen Nahrung von Igeln.
Allerdings kommt es bei manchen Igel, die hauptsächlich oder überwiegend mit Mehlwürmern gefüttert werden, nach einiger Zeit manchmal zu schwerwiegenden Lähmungserscheinungen der Hinterbeine.
Die Ursache dafür ist bislang unklar — häufig herumfliegende Gerüchte, dass bei der Verdauung Blausäure entstünde oder Vitamin B gezehrt würde, sind unbelegt und zudem auch unlogisch! Dass dieses Lähmungssyndrom jedoch mit einer überwiegenden Mehlwurmfütterung zusammen hängt, ist belegt.
Fazit: Ein gewisser Anteil an Mehlwürmern beim Igel-Zufüttern ist gut, es sollten jedoch nicht zu viele Mehlwürmer gefüttert werden.
Beim Gefriertrockenen bleiben fast alle Inhaltstoffe erhalten, es wird lediglich das Wasser entzogen (man kennt das gut vom Instant-Kaffeepulver).
Von daher sind getrocknete Mehlwürmer von den Inhaltstoffen ähnlich wertvoll wie lebende, gefrorene oder frisch-tote Mehlwürmer. Foodinsects listet hier die Inhaltstoffe für gefriergetrocknete Mehlwürmer und schreibt:
Was auf den ersten Blick zu sehen ist, ist der sehr hohe Anteil Protein von 45,1 Gramm pro 100 Gramm. Sie enthalten aber nicht nur viel hochwertiges Eiweiß, sondern auch alle 9 Aminosäuren, viele wichtige Nährstoffe und Vitamine.
Wichtig ist dabei: Auch eine Fütterung mit überwiegend oder ausschließlich getrockneten Mehlwürmern kann das Lähmungssyndrom auslösen und sollte daher tunlichst vermieden werden. Einige auf das Futter aufgestreute „Trockenwürmer“ schaden aber ganz und gar nicht — im Gegenteil.
Fazit: Das oft kolportierte Gerücht, dass getrocknete Mehlwürmer „leer“ seinen und keinen Nährwert hätten, ist ein modernes Märchen und stimmt NICHT!
Ja! Futterhäuser für Igel sollte immer mindestens zwei Eingänge haben.
Der Grund dafür ist, dass hungrige Igel untereinander schon mal sehr unfreundlich werden können. Sollte einmal ein (ggf. kleinere, schwächeres Tier am Futter sitzen — und es betritt ein auf Krawall gebürsteter großer Igel das Futterhaus betreten, muss das schwächere Tier ausweichen (fliehen) können.
Bei nur einem Eingang säße das erste Tier aber wie in einer Falle fest. Darum ist es bei Futterhäusern wichtig, dass sie über zwei gegenüber liegende Ein-/Ausgänge verfügen — und diese zum Schutz vor Futterdieben auch als Labyrintheingänge gestaltet sind.
Entgegen landläufiger Meinung sind Schnecken keine gute Nahrung für Igel.
Normalerweise würden Igel nur wenige Schnecken fressen, denn diese sind schwer verdaulich, nähren die Igel nicht ausreichend und vor allem übertragen sie an den Igel gefährliche Parasiten.
Igel brauchen als Nahrungsgrundlage Insekten. Davon gibt es zu wenig leider. Nur deshalb fressen sie dann aus Not Schnecken & Regenwürmer — mit schlimmen Folgen.
Eine Zufütterung hilft, den Teufelskreis zu durchbrechen. Darum ist eine Zufütterung von Igeln sinnvoll und wichtig.
Es stimmt, Katzenfutter ist nicht die natürliche Nahrung für Igel — das wäre ein Mix aus hauptsächlich Raupen und Käfern, Engerlingen und anderen Insekten sowie andere Bestandteile in ganz geringer Menge.
Zum Zufüttern aber ist hochwertiges, getreidefreies Katzenfutter mit hohem Fleischanteil das geeignetste, leicht zu besorgende Futter.
Wohnraum
Damit ein Igelwohnhaus auch für einen sicheren Winterschlaf geeignet ist, sollte es eine Höhe von 30 cm haben. Insgesamt sollte die Schlafkammer in alle Richtungen etwa 30 cm groß sein, damit sich der Igel darin problemlos um die eigene Achse drehen kann, um sich seine kokonartige Höhle im Haus zurecht kämmen zu können.
Übrigens: Mit dieser Bauanleitung gelingt auch Dir der Selbstbau!
Generell ist es besser, wenn ein Igel-Schlafhaus keinen Boden hat. Gerade im Winter ist der Igel auf durchgehend gute Kälte angewiesen. Ohne Boden kann die Erde als Kältespeicher wirken und somit gefährliche Warmphasen mindert, wie sie immer öfter in den Wintern vorkommen.
Zudem kann ohne Boden auch Feuchtigkeit besser abfließen. Dazu bitte die Häuser immer auf durchlässigem Grund aufstellen.
Es kann jedoch auch Situationen geben, wo Häuser mit Boden geeigneter sind. Beispielsweise wenn der Untergrund sehr feucht ist. Oder wenn das Haus „ausbuddelsicher“ sein muss, weil es für einen betreuten Winterschlaf dienen soll.
Igel-Wohnhäuser sollten im Außeneinsatz ausschließlich mit Stroh vorbefüllt werden.
Papier eignet sich gar nicht als Nestmaterial, da es Luftfeuchtigkeit anzieht und schnell pappig und klumpig wird. Einmal aufgenommene Feuchtigkeit wird auch nicht mehr abgegeben. Dadurch bleibt das Nest dann nass.
Ebenfalls ungeeignet ist Heu. Zum einen kommt es immer wieder zu gefährlichen Abschnürungen durch lange Heu-Halme. Zum anderen neigt Heu bei Feuchtigkeit sehr zum schimmeln.
Stroh dagegen schimmelt auch bei Feuchtigkeit vergleichsweise weniger. Die Halme brechen leichter, was die Abschnürungsgefahr mindert. Und Stroh lässt sich leicht besorgen, ist sauber und wird sehr gut angenommen. Durch vielfaches Drehen um die Körperachsen „kämmt“ sich der Igel eine kokonartige Höhlung hinein.
Bitte beim Stroh auf grannenfreie Qualität achten, optimal ist grannenfreies Haferstroh.
Übrigens: Zusätzlich wird er weiteres Nestmaterial hineintragen — aber das Laub- & Moossammeln sollte man tatsächlich dem Tier überlassen.
Anders als Igel-Futterhäuser benötigen Igel-Wohnhäuser nur einen Eingang. Aber ebenso wie beim Futterhaus sollte auch das Wohnhaus einen sogenannten Labyrinth-Eingang haben, also eine innere Vorkammer, die als Windfang dient und durch versetzte Eingangs-Tore größere Räuber draußen hält.
Igelfreundlicher Garten
Tatsächlich sind Igel keine Waldtiere, auch wenn dies immer wieder fälschlich so dargestellt wird.
Vielmehr leben Igel in strukturreichen Landschaften mit vielen Sträuchern. Früher waren sie beispielsweise in den Knicken (Buschstreifen) zwischen den Feldern und an Waldrändern beheimatet. Heute ist die Landschaft vielerorts so kahl und strukturarm geworden, dass die Igel tatsächlich hauptsächlich in Gärten & Parks leben — sogar mitten in Städten!
Ein Wald bringt einem Igel daher nichts, für ihn ist eine naturverträgliche und strukturreiche Ausgestaltung der Gärten entscheidend.
Fünf Faktoren sind wichtig:
- Wasserquelle: Wie alle Tiere müssen auch Igel trinken. In den letzten Jahren mit den langen Trockenphasen ist es für Wildtiere immer schwieriger geworden, zuverlässige Wasserquellen zu finden.
- Sichere Plätze für Nester: Igel bauen ihre Schlafplätze tw, einfach als Kuhle unter überhängenden Pflanzen. Für schlechtes Wetter und als Wurfhöhle benötigen sie aber auch gute trockene Verstecke. Die finden sie beispielsweise unter dichtem Buschwerk, unter Totholzstapeln etc.
- Natürliche Nahrung + Zufütterung: Käfer, Engerlinge und Raupen benötigen ihrerseits für sie verwertbare = fressbare Pflanzen. Dies sind fast nur heimischen Gewächse! An Lorbeerkirsche, Schmetterlingsflieder und Co. kann keine Raupe fressen. Totholz sowie heimische Pflanzen fördern die Insektenvielfalt.
- Sicher gärtnern: Unter Pflanzen schlafende Igel werden sehr häufig Opfer von Gartengeräten. Vor allem Freischneider und Fadensensen fordern jedes Jahr enorm viele Opfer. Am besten ist es für Igel, wenn unter Büschen und Pflanzen gar nicht gesenst/gemäht wird. Dann bildet sich dort auch ein fruchtbarer Mulm, der Käfer & Co. Lebensraum bietet. Weitere typische Gefahren sind ungesicherte Pools/Teiche, Schächte oder Treppen etc. — und natürlich Gift! Igel fressen auch Aas und vergiften sich dadurch z.B. mit Rattengift oder Schneckenkorn.
- Freizügigkeit: Igel müssen wandern! Bis zu 3 km pro Nacht, manchmal sogar mehr. Darum ist es lebenswichtig für Igel, dass Gartenzäune nicht bis zum Grund reichen, sondern gute 10 cm über dem Boden enden. Wo Zäune doch zu tief gesetzt sind, helfen beispielsweise Durchschlupfe in Form von Öffnungen im Zaun oder unterm Zaun durchgeschobene Röhren.
Leider nein!
Obwohl hochklassige Mähroboter-Hersteller wie beispielsweise Husqvarna sich mit dem „Igelproblem“ auseinander setzen und zunehmend Sicherheitsmaßnahmen einbauen: Kein automatisch fahrendes Mäh-Gerät ist wirklich igelsicher.
Denn Igel gibt es in verschiedensten Größen — Welpen sind beispielsweise noch sehr klein und leicht, wenn sie (im Tross mit Mama) erstmals ihr Nest verlassen. Auch das Verhalten variiert, so legen sich manche Igel eher flach ins Gras, statt sich aufzuwölben und fest zu machen. Dann lösen die Berührungssensoren mitunter nicht aus.
Zudem sind die meisten (erschwinglichen) Mähroboter am Markt leider technisch nicht so ausgefeilt, wie die speziell entwickelten Top-Marken. Die Praxis zeigt, dass immer öfter Igel von Mährobotern schwer verletzt werden.
Übrigens spricht noch etwas gegen Rasenroboter: Diese halten das Gras i.d.R. ununterbrochen kurz und unterdrücken somit jegliche Wildkräuter. Zudem werden Insekten und andere kleine Tiere rigoros weg geschreddert. Damit wird der Insektenschwund weiter befördert und dem Igel noch mehr die Nahrungsgrundlage entzogen.
Leider auch nicht ganz.
Igel sind nachtaktiv und deshalb dürfen Mähroboter nur tagsüber fahren. Denn selbst mit Sensoren ausgestattete Geräte haben in Test immer wieder gezeigt, dass Testpuppen überfahren wurden.
Allerdings kommt es mitunter doch vor, dass ein Igel tagaktiv unterwegs ist. Ob krankheitsbedingt oder wegen Hungers, ob Babys ohne Muttertier oder ein durch Gartenarbeiten aus dem Nest aufgeschrecktes Tier — der Gründe gibt es viele.
Manche Mähroboter fahren auch bis unter überhängende Zweige — hier aber liegen gerade bei warmen Temperaturen Igel gern in flachen Erdmulden, weil es im Nest zu warm ist.
Fazit: Mähroboter sind nie absolut igelsicher. Und schon doppelt nicht igelfreundlich, denn igelfreundlich wären artenreiche Blühwiesen, kein steriler Rasen.
Biologie
Nein. Zwar sind Igel reviertreu und leben fest dort, wo sie sich auskennen. Und sie leben als Einzelgänger.
Aber dennoch wird das Revier nicht markiert oder verteidigt, vielmehr überlappen sich verschiedene Igelreviere regelmäßig.
Allerdings kann es trotzdem Kämpfe geben unter Igeln, dann geht es jedoch immer um Ressourcen. Vor allem natürlich Futter, in der Fortpflanzungszeit wird aber auch mal um ein Weibchen gekämpft. Zimperlich sind die Kampfhähne dann nicht miteinander und es kann zu Verletzungen, z.B. im Stirnbereich kommen.
In der Wurfzeit ist es sehr wichtig, bei Igelfund zu erkennen, ob es sich um ein Männchen oder Weibchen handelt. Denn Weibchen haben dann womöglich einen Wurf zu versorgen oder sind trächtig.
Um zwischen Männchen und Weibchen zu unterschieden, muss man einen Blick auf die Bauchseite des Igels werfen — gar nicht so einfach!
Männliche Igel haben ihren Penis relativ mittig am Bauch, ungefähr dort, wo man eigentlich einen Bauchnabel erwarten würde. Bei großen Igeln kann man den Penis oft auch im eingerollten Zustand erkennen, dann befindet dieser sich nämlich genau an der Nase des eingerollten Igels.
Bei Weibchen kann der Scheideneingang ebenfalls etwas wulstig aussehen. Er befindet sich jedoch weit hinten zum Schwanz hin verlagert, kurz vor dem After.
Um einen Blick unter den Bauch zu erhaschen helfen drei Tricks, die hier genauer beschrieben sind. Dort findest Du auch Fotos zur besseren Orientierung.
Als durchschnittliche Lebenserwartung wird für Igel meist ein Wert von 6-7 Jahren angegeben. Allerdings ist dies kein realistischer Wert für freilebende Igel.
Aufgrund der Nahrungsknappheit und Lebensraum-Verlust sowie der vielen Gefahren, denen Igel ausgesetzt sind, erreichen viele Igel nur ein Alter von zwei bis drei Jahren und sterben damit vor dem Erreichen des Status eines „Altigels“.
Zudem ist die Säuglingssterblichkeit enorm hoch und auch das erste Lebensjahr überleben sehr viele Igel nicht: Nach englischen Studien schaffen es nur drei von zehn Igeln durch ihren ersten Winter.
Allerdings: Sind die Lebensumstände ausreichend und die Tiere meistern das gefährliche erste Jahr, dann können Igel auch deutlich älter werden. So war bei einer großen Reihenuntersuchung in Dänemark der älteste gefundene Igel sagenhafte 16 Jahre alt (zuverlässig datiert anhand von Zahnschmelz-Ringen)!
Kranker Igel Notfall
Nein!
Ein Igel wird nur tagaktiv, wenn ein ernsthaftes = lebensbedrohendes Problem ihn dazu treibt! Denn tagaktive Igel werden von Vögeln angegriffen, von Fliegen mit Eiern besetzt etc. Kein gesundes Tier setzt sich „aus Spaß oder Neugierde“ diesen Gefahren aus. Diese Vorstellung ist längst widerlegt!
Wenn man einen Igel tagaktiv herumlaufen oder gar herumliegen sieht, heißt es deshalb: Sofort beherzt eingreifen, das Tier ausbruchssicher sichern und die nächste Igelstation kontaktieren. Hilfreich dabei sind auf Notfälle spezialisierte Gruppen bei Facebook („Igel Notfall“ eingeben).
Während Hilfe gesucht wird, bitte dem Tier Wasser und Katzen-/bzw. Hundefutter anbieten. Oder ein schlotzig (= noch gut feucht) gebratenes Rührei. Das Tier warm unterbringen (Raumtemperatur) und für zuverlässigen Fliegenschutz sorgen (z.B. ein Tuch über die Box legen).
Achtung: In der Fortpflanzungszeit ist bei der Sicherung von weiblichen Tieren zu bedenken, dass evtl. ein Wurf unversorgt bleibt. Daher ist hier Umsicht & Eile geboten — die nächstgelegene Igelstation berät hierzu.
Hier findest Du eine Übersicht der typischen Krankheitsmerkmale.
Ein gesunder Igel ist rundlich geformt wie ein Marienkäfer. Er ist nachts und sehr versteckt unterwegs — deshalb sieht mal selten überhaupt gesunde Igel. Sie leben einfach super versteckt!
Siehst Du dagegen einen Igel, prüfe:
Ist der Igel tagaktiv? Oder ist er stark abgemagert und hat eine Vertiefung zwischen Kopf und Rücken („Hungerfalte“, „Nackenfalte“)? Humpelt er oder hat er Verkrustungen auf Nase, hinter den Ohren oder sonstwo? Stinkt/riecht er nach Eiter? Hat er Fliegeneier auf sich — z.B. auch tief in den Fellsaum eingewoben oder rund um den After? Sind seine Augen schmal, schlitzig oder geschlossen? Ist er schwach oder apathisch? Hat er einen übermäßigen Besatz mit Zecken?
In all diesen Fällen bitte das Tier festsetzen und sofort Kontakt zu einer nahegelegenen Igelstation suchen.
Seiteninfo
Veröffentlicht von: Nicola am 30. Mai 2022 @ 15:10 Uhr. Letzte Aktualisierung: 10. Juni 2022 @ 17:23 Uhr.Kategorien: Allgemein.