Versteckt im dichten Gebüsch: Igelhaus

Jetzt für die Winterschlafzeit Schlafhäuser anbieten

Es ist soweit, die ersten Igel — die großen Männchen, die es geschafft haben, sich rechtzeitig den nötigen „Vorrat auf die Hüften“ zu futtern — sind vierorts bereits in den Winterschlaf gegangen.

Nun irren noch die unterernährten kleineren Männchen herum, vor allem aber die Weibchen, die bis vor kurzem noch Welpen versorgt haben. Von der kraftzehrenden Babyaufzucht sind sie noch viel zu erledigt und unterernährt — oft nahe am Zusammenbruch!

Zufütterung ist jetzt eine Frage von Leben oder Tod

Diese Igel brauchen nun dringend eine zuverlässige Zufütterung. Sie finden keine Insekten mehr. Bereits im Sommer reicht wegen des Insektensterbens das Angebot fast nirgends mehr für eine gesunde Ernährung der Igel — nun aber gibt es selbst vom wenigen Angebot kaum noch etwas, da die Insekten sich auch bereits zurückgezogen haben.

Unsere Gartenigel sind darum jetzt ganz entscheidend auf Menschen angewisen, die durch Zufütterung die Lücke schließen und es den Igeln so ermöglichen, ihre Reserven jetzt schnell und auf gesunde Art aufzufüllen.

Zudem erlaubt eine Zufütterung der nun noch aktiven Igel, diese einmal kurz in Augenschein zu nehmen (z.B. über WLAN- oder Wildtierkameras oder indem man den Fütterungsbereich beobachtet, ohne zu stören). So kann man kranke und übermäßig ausgezehrte oder verletzte Tiere identifizieren und einer HIlfe zuführen, bevor es für sie zu spät ist.

Spät winterschlafende Igel finden nur schlecht gute Schlafplätze

Doch auf auf einer weiteren Ebene können Igel nun Hilfe gebrauchen. Durch die leider mittlerweile verbreitet strukturarmen Gärten fehlen unseren Igeln die Möglichkeiten, sichere Winterschlafnester anzulegen. Die wenigen Stellen, die sich gut eignen, sind nun vielfach bereits von starken Männchen belegt. So bleiben ausgerechnet für die später einschlafenden Weibchen oft nur wenig gut geeignete Plätze für den Winterschlaf.

So geraten sie gleich doppelt in Gefahr:

  • Sie gehen in weniger guter Verfassung in die komplizierte Umstellung und..
  • …verbringen dann den störanfälligen Winterschlaf auch noch an schlechter geschützten Orten.

Darum ist jetzt ein guter Zeitpunkt, den Igeln geeignete Schlafhäuser an (gegen Aufwärmung vor Sonnenlicht) geschützten Stellen anzubieten.

Kernanforderungen an ein Igel-Schlafhaus

Igel-Schlafhäuser werden viele angeboten — leider taugen die allermeisten in den Märkten erhältlichen Häuser gar nicht für einen Winterschlaf. Für ein sicheres Schlafnest trägt ein Igel sehr (SEHR!) viel Material zusammen. Dann dreht er sich unzählige Male in diesem Nest um die eigene Achse. Dadurch „kämmen“ seine Stacheln das Material um seinen Körper herum zu einer dichten Höhlung, fast wie einen Kokon.

Damit das gut funktioniert, braucht er Raum — ein erwachsener Igel sollte ca. 30 cm Raum haben, in alle drei Richtungen! Darum lohnt die Anschaffung günmstiger Igel-Schlafhäuser meist nicht: Sie werden entweder gar nicht erst bezogen oder wenn sie mangels Alternativen bezogen werden, bieten sie keine so hohe Sicherheit, wie man es mit dem Angebot einen Schlafhauses ja gerade erreichen möchte!

Es gibt aber gerade bei manchen kleineren Handwerksangeboten auch ausreichend große und solide Häuser zu kaufen.

Das macht ein wintertaugliches Schlafhaus aus

Selbstgebautes Igel-Schlafhaus
Selbstgebautes Igel-Schlafhaus (Anleitung siehe unten): Hier ist außen lackiert worden mit Wasserbasis-Lack, im Innenraum nur der vorderste Eingangsbereich zur leichteren Reinigung — ansonsten ist das Holz innen unbehandelt.
  • Das Haus besteht aus solidem offenporigen Holz, innen unbehandelt oder nur geölt, Außenschutz mit spielzeugechten Lasuren oder Farbe.
  • Es hat nur einen einzigen Eingang, dieser sollte 11 x 11 bis 12 x 12 cm messen.
  • Der Eingang ist offen (keine Klapptür).
  • Das Haus hat einen Labyrintheingang, d.h. einen dem Schlafraum vorgelagerten Eingangsbereich, der einen Eintritt in den Schlafbereich „um eine Ecke biegend“ erzwingt.
  • Schlafkammer misst in jede Richtung rund 30 cm (auch Höhe!)
  • Das Dach schließt ausreichend für einen zuverlässigen Nässeschutz.
  • Das Haus verfügt über eine gute Belüftung.
  • Das Haus kann einen Boden haben oder auch nicht — was besser ist, kommt ein wenig auf die Begebeneheiten am Aufstellort an.
    Häuser OHNE Boden sind generell besser geeignet, weil der direkte Bodenkontakt dabei hilft, dass die Schlafkammer im Winter zuverlässig kalt bleibt, auch in kurzen Warmwetterphasen. Zudem kann — entsprechend durchlässigen Untergrund vorausgesetzt — Feuchtigkeit gut versickern.
    Ist der Untergrund jedoch nicht durchlässig bzw. von sich aus öfter feucht oder sprechen andere Gründe gegen ein „unten offenes“ Haus (z.B. bei Gehegeüberwinterung, wenn das Haus jedoch außen am Gehege aufgestellt wird), dann kann es sinnvoll sein, ein Haus mit Boden zu nutzen oder einfach einen Boden unter das Haus zu legen, beispielsweise in Form einer Holz- oder Steinplatte.

„Igelhotels“ mit folgenden Eigenschaften sind NICHT geeignet

  • Zu kleine Schlafkammer: Viele Wohnhäuser am Markt sind nur 20-25 cm hoch. Hierin kann sich ein ausgewachsener Igel nicht um die eigene Achse drehen und dabei einen „Füllstoff-Kokon“ um sich herum bilden, der auch nach oben und unten noch isoliert. Dazu braucht er wirklich 30 cm Höhe und Breite.
  • Mehrere Eingänge: Diese Häuser sind Futterhäuser, die meist auch zu flach sind, um als Schlafhaus zu dienen. Zudem möchte der Igel im Winterschlaf ungestört bleiben — ihm reicht es, wenn er nur einen Eingang kaschieren/zustopfen muss, um sich sicher zu fühlen.
  • Rattenklappe am Eingang: So elegant es erscheint, Ratten mittels Klapptür ausschließen zu können: Am Winterschlafhaus werden Rattenklappen sehr häufig zur unüberwindlichen Sperre und somit zur Gefahr für den Igel. Denn für ihren langen Schlaf, in dem sie komplett wehrlos sind, stopfen Igel ihr Haus massiv aus — inklusive des Zuganges. Rattenklappen verklemmen sich dann oft mit dem von innen eingestopfen Stroh, Moos und Laub, das kann dazu führen, dass der Igel nach zig Ladungen Stopfmaterial nicht mehr in sein Haus kommt oder schlimmer noch: dass er die Tür von innen nicht mehr geöffnet bekommt und im Haus gefangen zugrunde geht.
  • Siebdruckplatte, Kunststoff und ähnliche nicht atmungsaktive Materialien: Über den Winter entsteht Feuchtigkeit im Schlafhaus. Die kommt allein schon aus der Atemluft, aber auch von kleineren Mengen abgegebenen Urins etc. In Häusern aus Siebdruckplatte oder anderen nicht atmungsaktiven Materialien kann die Feuchtigkeit nicht entweichen, sie kondensiert und es entsteht Schimmel. Am Schlafhaus sollte daher nur der Deckel/das Dach undurchlässig sein, ansonsten darf und sollte das Haus eine gute Belüftung haben.
  • Nicht haltbare oder gar gefährliche Konstruktion: Die häufig angebotenen Weiden- und Stroh-Iglus haben sich als sehr gefährlich herausgestellt. Nicht nur, dass sie sehr wenig Schutz bieten und teilweise extrem schnell zerfallen; die tragende Drahtkonstruktion enthält gefährliche Spitzen, die durch die Nutzung schnell freigelegt werden und die Igel verletzen können.

Woher bekommt man ein gutes winterschlafgeeignetes Igel-Schlafhaus?

Lösung 1: Selbstbau

Zwei Selbstbau-Igelhäuser
Aus dem Material entstehen mit dieser Anleitung zwei Igelhäuser mit Boden — den man aber auch weglassen kann.

Eine sehr gute Lösung, um an ein wirkich gut geeignetes Igelhotel für den Winterschlaf zu kommen ist, es selbst zu bauen. Das ist auch gar kein Hexenwerk, wenn man sich die Einzelteile im Baumarkt bereits zurecht sägen lässt.

Hier gibt es die Anleitung für die Igelhäuser rechts im Bild: Diese Igelhäuser haben einen Boden, den man aber auch weglassen kann. Da mit Holzdübeln gearbeitet wird, ist der Boden sogar wahlweise ansteck- oder abziehbar, je nach den Erfordernissen des Einsatzortes.

Der nur bündig abschließende Deckel wird noch mit einem größeren gewählten Stück Dachpappe abgedeckt, die dann rundum ein gutes Stück übersteht.

Innen ist das Holz unbehandelt, lediglich der vorderste „Flurbereich“ ist wie die Außenseite mit spielzeugechtem, wasserbasiertem Lack gestrichen, um die Reinigung zu erleichtern — die Igel verkrusten den Eingangsbereich häufig mit Erde und Kot. Die künstlerische Gestaltung ist den Igeln dabei egal, ein dunkler Eingangsbereich ist eher noch willkommener als ein „leuchtend heller Eingang“.

Lösung 2: Kaufen

Vor allem einige auf Wildtierschutz spezialisierte Manufakturen oder kleinere Tischlereien bieten gute Igel-Wohnhäuser an. Häufig finden sich solche Angebote auch über Themengruppen in Facebook und Co. Auch einzelne Igelvereine bieten selbst Igelhäuser an oder arbeiten mit Handwerkern zusammen, die nach ihren Vorsstellungen Häuser bauen. Ein Beispiel ist Welt der Igel, die — nach Verfügbarkeit — selbst gebaute Wohnhäuser verkaufen.

Im folgende einige Links zu aktuell erhältlichen (bzw. wenn nicht direkt lieferbar, dann anfragbaren) Igel-Schlafhäusern, die die Grundbedingungen erfüllen. Nicht alle erfüllen alle Anforderungen optimal, aber zumindest in einem tolerierbaren Rahmen:

Kennst Du andere geeignete Angebote? Gern in die Kommentare schreiben!

Wo und wie aufstellen?

Damit sich ein Igel das Haus annimmt, sich also darin sicher fühlt und auch über die vielen Monate Winterschlaf hinweg wirklich sicher darin ist, gilt es, einen optimalen Platz für das Haus zu finden.

Dafür ist es wichtig, grundsätzlich zu verstehen: Kälte ist NICHT das Problem in unseren Wintern, sondern Wärme.

Denn kalte Wintertemperaturen, wie man sie von früher kennt, helfen dem Igel dabei, seine Körperfunktionen so weit heruntergeschraubt zu halten, wie es für einen gesunden Winterschlaf nötig ist. Immerhin muss das Tier bis April/Mai viele Monate mit seinen Reservern auskommen — das geht nur, wenn der Winterschlaf möglichst durchgehend tief und fest ist.

Die Gefahr geht darum heutzutage vor allem von zwei Faktoren aus:

  • Sonneneinstrahlung und Warmwetter-Phasen, die immer wieder zu einer Erwärmung des Schlafhauses führen.
  • Starkregen-Ereignisse, bei denen Wasser in das Schlafhaus eindringt.

Beides kommt in unseren Wintern immer häufiger vor, weswegen die sorgsame Wahl des Aufstellortes um so wichtiger ist.

Igel möchten es versteckt, darum sollte das Haus so weit wie möglich unter Gebüsch o.ä. gerückt werden. Dies hilft auch gegen eine Aufwärmung des Hauses durch Sonneneinstrahlung.

Während der Mensch den Eingang gern zu einer offenen Fläche hin ausrichtet, freut sich der Igel eher über einen versteckten Eingang. Bei Nicht-Akzeptanz kann es daher hilfreich sein, den Eingang des Hauses nach hinten oder zur Seite zu drehen, so dass es nicht „in eine Fläche hinein schaut“.

Der Boden sollte trocken sein oder man stellt das Haus entsprechend erhöht auf, so dass kein Regen-Stauwasser eindringen kann. Das Dach muss wirklich regendicht sein, optimal auch mit einem schützenden Überstand und es sollte nicht gerade zur Seite mit der Eingangsöffnung entwässern, weil sonst bei Starkregen leicht Wasser in den Eingang laufen bzw. spritzen kann.

Wassergefüllter Eimer auf Igelwohnhaus
Ein mit Wasser gefüllter Eimer auf dem Dach hält auch an warmen Wintertagen kühl.

Unterhalb des Daches, vom Überstand geschützt, können gern kleine Belüftungsöffnungen angebracht werden. Auch ein eventuell notwendiger Boden unterm Haus darf Abflusslöcher haben. Allerdings sollte das Haus dann auf keinen Fall (direkt) auf lehmigem/feuchten Grund stehen. Denn sonst werden die Abflusslöcher zu „Steigröhren“ für Bodennässe.

Eine gute Anbindung an durchlässigen Boden ist hilfreich, weil der Boden dann in wärmeren Tagen als Kälte-Ausgleichselement dienen kann. Alternativ kann durchaus auf eine Steinplatte aufgestellt werden — Isoliermateriel unter dem Haus dagegen ist kontraproduktiv. Styropor sollte keinesfalls genutzt werden — und hat einfach generell in der Natur auch nichts zu suchen.

Tipp: Ein auf das Hausdach gestellter wassergefüllter Eimer ist nicht nur eine sichere Dach-Beschwerung, er fungiert auch als Kühlelement an warmen Tagen.

Wichtig: Kleine Babys schaffen es jetzt nicht mehr ohne Hilfe

Und was ist mit jetzt noch herumlaufenden, kleinen Igeln? Spät geborene Igelkinder, die jetzt noch deutlich zu klein sind für den Winterschlaf, werden ohne Hilfe kaum durchkommen: Wegen der kleinen Körpergröße verlieren sie bei den nun kalten Nachttemperaturen extrem viel Wärme über ihr ungünstigen Körperoberfläche-Körpervolumen-Verhältnis. Zusätzlich finden Sie nun keine gesunde/bekömmliche Nahrung mehr in der Natur. Und selbst bei guter Zufütterung ist der Energieverlust über den Wärmeverlust so hoch, dass keine ausreichende Gewichtszunahme mehr möglich ist.

Darum gilt: Sollte man jetzt noch kleine Igelkinder finden, sollten diese auch dann gesichert werden, wenn keine direkten Notfall-Anzeichen wie Tagaktivität o.ä. vorliegen. Bitte in einem solchen Fall SOFORT Kontakt zu einer erfahrenen Igelpflegestelle suchen — die kleinen Herbstbabys brechen häufig extrem rasch ein und die Mortalität ist leider sehr hoch.

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