Häufigste Gefahren

Igel drohen viele Gefahren, weswegen es ihnen schlecht geht. So stehen sie mittlerweile auf der Vorwarnliste der Roten Liste vom Aussterben bedrohter Tiere. Dabei ist ein Gros der Gefahren menschengemacht — und deshalb ist es auch an uns Menschen, die Igel vor diesen Gefahren zu schützen. Die größten Gefahren für Igel sind:

Futtermangel

Die größte Bedrohung für die Igel ist definitiv der Futtermangel aufgrund des weltweit dramatischen Rückganges an Insekten. Hierzu tragen vor allem die immer sterilere Landwirtschaft und Flurbereinigung bei, durch die die Lebensräume — beispielsweise die sogenannten „Knicke“, wild wachsende Buschreihen zwischen Feldern — verloren gingen. Aber auch die ebenfalls zunehmen sterile und „aufgeräumte“ Gestaltung von Gärten unter Minimierung von Strukturen wie Bäumen und Buschreihen — bzw. wo noch einzelne Büsche vorhanden sind, diese in Form von für Insekten völlig wertlosen, weil „ungenießbaren“ Zierpflanzen — führen zu weiterem Aussterben von Käfern und Faltern.

Lies hier beispielhaft die Geschichte von Anneli

Verkehr

Überfahrene Igel — wer hätte noch nie einen solch traurigen Anblick ertragen müssen? Gerade im (Spät-)Sommer treibt die Futtersuche Igel auf die Straßen. Denn diese sind nachts noch warm von der Sonneneinstrahlung des Tages. Damit ziehen sie Insekten an — und ebenso magisch wirken sie darum dann auch auf hungrige Igel.

Da Igel von ihrer kompletten Natur auf „unsichtbar machen“ geprägt sind, verharren sie bei Annäherung zunächst ganz still und rollen sich ein. Erst auf den allerletzten Drücker versuchen sie oft noch einen Spurt, um aus der Gefahr zu entkommen. Das führt dann oft zum fatalen Ausgang, selbst wenn der Autolenkende den Igel noch so gesteuert hat, dass das Tier zwischen den Reifen vergleichsweise gute Chancen gehabt hätte. Doppelt fatal wird es, wenn man weiß, dass gerade im Herbst die Weibchen oft Babys zu versorgen haben — mit jedem Muttertier stirbt dann auch ein ganzer Wurf qualvoll…

Es hilft nur, gerade im Spätsommer und Herbst beim Autofahren stets die Augen offen und die Straßensäume im Blick zu halten. Und je weniger man „rast“, um so leichter kann man noch bremsen.

Gartenarbeiten

Ebenfalls große Verletzungsgefahren — und zwar für oft tödliche Verletzungen — bergen Gartenarbeiten mit Gartengeräten. Ganz vorn auf der Liste stehen dabei die Freischneider und Fadentrimmer. Denn Igel „chillen“ oft in kleine Mulden geduckt unter überhängenden Büschen oder Beetpflanzen. Dabei sind sie so gut getarnt, dass sie selbst für Igelkenner kaum zu erkennen sind.

Wann immer ein Trimmer oder eine Sense also unter überhängende Pflanzen geschwungen wird, kann es einen Igel treffen. Oft wird den Tieren dabei die Stirn aufgeschnitten- oder Vorderfüße abgetrennt. Da die Igel nicht schreien, werden diese Unfälle meist gar nicht bemerkt. Die Tiere laufen oft tagelang mit furchtbaren Schmerzen und infizierten Wunden herum, bis sie elendig sterben.

Darum: Am besten generell gar nicht unter Pflanzen herumtrimmen. Die dichten Strukturen am Boden werden von vielen nützlichen Gartentieren benötigt, von kleinen Amphibien und Reptilien wie Molchen oder Eidechsen über die so dringend benötigten Käfer bis hin zu eben auch den Igeln. Und wenn doch irgendwo unter einem Busch oder einer Staude geschnitten werden muss? Dann dies am besten mit der Hand erledigen — oder zumindest mit der Hand vorher durchtasten, ob irgendwo ein Igel versteckt liegt.

Lies hier beispielhaft die Geschichten von Peterle, Murkel und Richard Löwenherz

Wassermangel

Ähnliche tödlich wie der Futtermangel ist der zunehmende Wassermangel: So sind die letzten Jahre durchgehend die jeweils „heißesten und trockensten“ Jahre gewesen. Wasserstellen werden dadurch zur Mangelware, insbesondere auch dadurch, dass immer mehr Gärten durch Zäune komplett verrammelt werden. So ist nicht einmal für unsere Igel, die doch mit Durchschlupfen von nur 10 cm Durchmesser auskommen, eine Passage möglich. Igel sind jedoch darauf angewiesen, nächtlich mehrere Kilometer zu wandern, um an Nahrung und Wasser zu gelangen.

Zäune und Mauern

Darum sind Zäune oder gar Mauern nicht einfach nur ein Ärgernis für Igel, sie sind für unsere Gartenbewohner eine direkte Bedrohung. Dies zum einen, da sie von wichtigen Ressourcen ferngehalten und/oder zu kräftezehrenden Umwegen gezwungen werden. Zum anderen stellen viele Zauntypen auch direkt eine konkrete Gefahr dar.

Lies dazu hier beispielhaft die Geschichte von Igor Fence

Teiche und Pools

Gerade weil Wasser so notwendig und rar ist, ziehen Pools und Gartenteiche Igel magisch an. Dabei werden Schwimmpools und auch sonstige Wasserstellen leider immer wieder zu Todesfallen für Igel. Denn obwohl Igel gute Schwimmer sind: Wenn es keine leicht zu erreichenden Ausstiege gibt, ertrinken auch Igel kläglich.

Lies dazu hier die Geschichte von Willi aus dem Ententeich und Plantschi, dem Pool-Igel.

Zu wenige und ungünstige Nest-Möglichkeiten

Eine weitere Folge der „aufgeräumten“ Gärten ohne viel bodennahe Strukturen ist, dass Igel immer weniger geeignete Stellen finden, um sichere und gesunde Nester zu bauen. Die Folge sind häufig überstarke Parasitierungen mit Ektoparasiten wie Flöhen, Milben oder Zecken oder gar Pilzinfektionen der Haut. Auch die Endoparasiten, die in der Lunge und dem Darm ihr Unwesen treiben, werden durch zu wenige Nester begünstigt.

Dabei verfolgen Igel normalerweise eine durchaus sinnvolle Strategie, um den Druck durch Plagegeister zu reduzieren: Sie wechseln dafür einfach immer wieder ihr Nest. Denn Zecken und Flöhe legen ihre Eier beispielsweise nicht auf dem Igel selbst, sondern im Nest ab. Verschwindet der Igel immer wieder für einige Zeit aus dem Nest, laufen die schlüpfenden Nachkommen der lästigen Parasiten wortwörtlich „ins Leere“.

Doch wo wenige dichte Gebüsche sind, kann der Igel nicht mehrere Nester anlegen und pflegen. Er muss dann immer wieder und viel zu früh zurückkehren und holt sich so die nächste Generation an Blutsaugern wieder ab.

Störung von Nestern oder Winterschlafstörung

Igelnester sind oft unscheinbar, sie liegen häufig einfach unter „Wildwuchs“ versteckt. Während ihres viele Monate dauernden Winterschlafs graben sich manche Igel auch einfach in eine Erdmulde unter Stauden oder Gebüsch ein. Darum werden Igelnester oft übersehen und bei Gartenarbeiten zerstört. Wird dabei mit Gartengeräten gearbeitet, führt dies zusätzlich zur gefährlichen Neststörung oft auch noch zu schlimmen Verletzungen.

So ist es leider nicht selten, dass winterschlafende Igel bei zu frühzeitigen Gartenarbeiten („Aufräumen im Garten“ vor Mai) freigelegt werden. Die freigelegten Tiere sind dann völlig hilflos (ein Winterschlaf ist kein einfacher Schlaf) — selbst wenn sie es schaffen, aufzuwachen, finden sie ja keine Nahrung und irren dann ohne Nest oder Nahrung, oft auch ohne Wasserquelle umher.

Im Sommer und Herbst betreffen Neststörungen häufig auch Welpenstuben. Dann werden die hilflosen Babys oft verletzt und selbst wenn sie unverletzt bleiben, ist es den Muttertieren oft nicht möglich, sie schnell genug und sicher in ein neues schützendes Versteck zu bringen.

Lies hier die Geschichten zweier im Winterschlaf freigelegter Igel

Seiteninfo

Veröffentlicht von: am 25. April 2022 @ 15:21 Uhr. Letzte Aktualisierung: 10. Juni 2022 @ 03:46 Uhr.
Kategorien: Allgemein.

Schreibe einen Kommentar

Nach oben scrollen