Igelbaby Leo wird gefüttert

Woche des Igels — Verwaiste Babys

In der „Woche des Igels“ der britischen der British Hedgehog Preservation Society möchten wir (ehemalige) Päppel-Igel vorstellen, die an einer der typischen Gefahren für Igel fast gestorben wären. sie haben überlebt, teils aber um Haaresschärfe. Dagegen sterben unendlich viele andere Igel jedes Jahr aufgrund dieser Gefahren.

Wenn das Muttertier stirbt: Unversorgte Igelbabys

Igelmütter werfen im Schnitt 3-6 Welpen, die sie lange säugt. Die Welpen kommen mit noch verschlossenen Augen und nackt zur Welt und sind in der ersten Zeit ohne Muttertier nicht überlebensfähig. Durch den Nahrungsmangel, durch Verkehr, sonstige Gefahren wie gefährliche Zäune, Pools, Gift etc. oder weil ein Nest zerstört wurde, kommt es immer wieder dazu, dass ein Wurf die Mutter verliert. In diesem Fall sind die Babys verloren, wenn sie nicht zufällig gefunden und schnell fachmännisch versorgt werden.

Leo als großer Igelmann
Leo als großer Igelmann

Leo von der Landstraße

Igelbaby Leo wurde von einem Autofahrer vormittags an einer Landstraße krabbelnd gefunden. Er warte und suchte die Umgebung ab, aber kein Muttertier war zu finden. Offensichtlich hatte Leo seine Mutter verloren.

Glücklicherweise landete klein Leo bei einer Tierarzthelferin, die ein wenig Igel-Erfahrung hatte und über diese dann bei mir. Gerade einmal 60 g war Leo da schwer, ein klares „Flaschenkind“. Mit spezieller Aufzuchtsmilch (Igel dürfen niemals Kuhmilch!) wurde aus Leo schließlich ein großer Igelmann.

Allerdings: Damit das klappt, musste anfangs alle zwei Stunden gefüttert werden — also auch während der Arbeitszeit (Bild ganz oben). Und natürlich auch nachts…

Der anhängliche Martin

Igelbaby Martin sucht Hautkontakt
Igelbaby Martin sucht Hautkontakt

Ähnlich wie Leo erging es Martin, auch er war der einzige Überlebende. Er hatte beim Fund, allein am Tage über eine Wiese robbend, noch geschlossene Augen und nackte Haut.

Beim Handling von Wildtieren, und somit auch bei Igeln, ist Hygiene sehr wichtig — für beide Seiten. Deshalb werden Igel stets mit Handschuhen angefasst und das gilt natürlich insbesondere auch für zarte Igel-Welpen.

Martin aber suchte laufend Anschluss. In seiner Box mit Wärmequelle pfiff er sofort, sobald ich das Zimmer betrat. Und er suchte laufend Hautkontakt. So sehr fehlte ihm die Geborgenheit, die im Wurfnest mit den Geschwisterchen und der Mutter normalerweise herrscht. Ihm fehlte ein Geschwisterchen sehr, nur leider gab es kein weiteres Baby in seiner „Gewichtsklasse“, mit dem er als Pseudowurf zusammengesetzt hätte werden können.

Aber so klein wie er war, er wusste sich zu helfen: Er war beim Füttern immer sehr unruhig, bis er sich angewöhnte, nach der Fütterung und dem anschließenden Toiletting bis zur (nackten) Armbeuge zu robben. Hier kam er dann seufzend zur Ruhe hielt zufrieden sein Verdauungsschläfchen. Ganz ohne Hautkontakt ging es bei Martin einfach nicht…

Immerhin: Auch Martin wurde ein großer Igelmann und rechtzeitig zur Auswilderung dann auch menschenscheu.

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Nest zerstört und Mama vertrieben

Maja, Willi, Flip, Tekla und Puck lebten ganz wunderbar mit ihrer Mutter in einem Garten. Und es hätte eine gesunde und zufriedene Kindheit für sie werden können. Wenn nicht ihr Nest von den Gartenbesitzern zerstört worden wäre.

Aufgeschreckt durch die Zerstörung ihres Wurfnestes rannte das Muttertier weg und der Wurf blieb allein zurück. Obwohl die Gartenbesitzer versuchten, das Nest wieder herzustellen, nahm die Mutter ihre Babys leider nicht mehr an. Sie kam zwar in der Folgenacht noch zum Nachsehen vorbei, doch verließ sie die Welpen unversorgt wieder.

So gelangten die fünf in die Päppelstation, wo sie bis auf 250/300 g hochgepäppelt wurden. Mit dem Gewicht begann ihr Übungsprogramm im Freigehege und schließlich konnten auch diese fünf erfolgreich ausgewildert werden. Tekla und Flip sind auch super lange noch in „ihrem“ neuen Garten geblieben.

Was Du konkret tun kannst

Allein umher krabbelnde Igelbabys, insbesondere tagsüber und oft auch nach ihrer Mutter piepsend/pfeifend sind nicht normal! Normalerweise werden Igelwelpen tagsüber gesäugt, die Mutter ist ja im Nest am Tage und nachts auf Futtersuche. Kleine (= abhängige) Babys lässt eine Igelmutter nicht allein draußen herumlaufen, denn solche Minis wären für jeden Vogel oder sonstige Räuber eine leichte Beute. Ist also kein Muttertier in der Nähe, ist ihm vermutlich etwas passiert.

Keine Nester stören

Igelnester sollten nie gestört werden. Allerdings sind Igelnester auch recht unscheinbar. Gerade einen werfende Igelin wird ihr Wurf-Nest so wählen, dass es möglichst nicht zu erkennen ist. Gern nutzen Igelweibchen beispielsweise Hohlräume unter Schuppen oder Holzlagern, natürlich auch den klassischen Reisighaufen, aber auch unter Planen oder Ähnlichem wurden schon Igelnester gefunden.

Wurde ein Nest gestört, sollte es so schnell wie möglich wieder vorsichtig hergerichtet werden. Danach unbedingt beobachten, ob das Muttertier wieder kommt und entweder Nest und Jungtiere wieder annimmt oder die Babys mitnimmt, um sie in ein neues Nest zu verbringen.

Handaufzucht ist Profiarbeit

Verwaiste Igelbabys sollten gesichert und in erfahrene Hände gegeben werden — weil Babys schnell dehydrieren und auskühlen tickt hier zusätzlich die Zeit. Niemals dürfen Igelwelpen Kuhmilch bekommen, auch „Katzenmilch“ oder Kondensmilch sind schädlich. Ist keine spezielle Aufzuchtsmilch zur Hand, kann notfalls kurz gebrühter Fencheltee gegeben/angeboten werden. Babys müssen zudem unbedingt warm gehalten werden.

Zufütterung hilft Muttertieren überleben

Einen Wurf von im Schnitt 4-5 Welpen bis auf 200-250 g zu säugen ist für eine Igel-Mama Knochenarbeit. Seit die Ernährungslage so schlimm ist für Igel, gehen immer öfter Muttertiere ein — oft schlicht an der Anstrengung und Auszehrung. Häufig müssen zudem die Welpen noch vor der Zeit eigene Nahrung finden und fressen dann viel zu früh Schnecken & Regenwürmer. Ihr Immunsystem ist dann nicht darauf vorbereitet, mit den durch diese Notnahrung erworbenen Parasiten umzugehen.

Gegen dieses furchtbare Leid kannst Du sehr einfach etwas tun: Biete den Igeln in Deinem Garten eine zuverlässige Zufütterung an — und zwar auch im Sommer, wenn Wurfzeit ist.

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