Igor Fence hilflos im Stabmattenzaun verklemmt

Woche des Igels — Zäune als Todesfallen

Dieses Jahr nutzen wir die Woche der Igel, um Igel vorzustellen, die fast an einer der typischen Gefahren gestorben wären, denen Igel regelmäßig zum Opfer fallen. Anders als viele Tausende Igel jährlich, die auf die beschriebene Weise sterben, hatten die vorgestellten Igel das Glück, zu überleben — wenn mitunter nur knapp und dank aufwendiger medizinischer Maßnahmen.

Igor Fence klemmte hilflos im Zaun

Igor Fence war auf nächtlicher Futtersuche über das Gelände eines Kindergartens gezogen. Im dichten Unterwuchs aus Efeu und Scharbockskraut hoffte er, Käfer zu finden. Leider war ein Zaun im Weg. Igor war wahnsinnig hungrig, er war gerade erst aus dem Winterschlaf erwacht und stark abgemagert. Er musste einfach in das Gebüsch hinter dem Zaun gelangen, um fressen zu können!

Leider war der Zaun statt wie früher aus guten Gründen üblich in 10-15 cm Höhe hier praktisch direkt über dem Boden angebracht. Igor konnte nicht darunter hindurch schlüpfen! Also startete er den Versuch, durch die Maschen des Stabmattenzaunes zu krabbeln. Und das war sein Verhängnis:

Igor blieb hilflos im Zaun stecken. Die ganze Nacht versuchte er verzweifelt, sich freizuarbeiten — am Morgen waren seine Achselhöhlen und Vorderbeine komplett wund und aufgerieben. Immerhin hatte Igor Glück, denn er wurde noch lebend gefunden und befreit, bevor Vögel oder andere Tiere auf ihn stürzten und Fliegen ihre Eier auf ihn ablegten. Sogar seine Unterernährung zahlte sich hier aus: Während Zaunopfer-Igel sich meist schwere Quetschungen der inneren Organe zuziehen, weshalb die Sterblichkeit auch bei „geretteten“ Zaunofer-Igeln leider sehr hoch sind, hatte Igor außer den äußerlichen Abschürfungen glücklicherweise keine inneren Verletzungen davon getragen. So kann Igor aufgepäppelt und gesund wieder ausgewildert werden.

In sein angestammtes Gebiet kann Igor dabei aber leider nicht wieder zurück. Denn die Zauneigner weigern sich, den Zaun zu sichern. Da somit die Gefahr enorm groß ist, dass sich Igor erneut einklemmt, muss nun ein anderes Gebiet für ihn gefunden werden — sehr schade und für Igor natürlich gar nicht schön.

Was Du konkret tun kannst

Igel müssen jede Nacht weit laufen, um sich ihre Nahrung zusammen zu suchen. Ein Garten allein, auch zwei oder drei, reichen einem Igel niemals aus. Darum sind Zäune oft ein echtes Problem für Igel.

Die beste Lösung: Ziehe deine Zäune nie direkt bis auf den Boden, sondern lass immer 10-15 cm Abstand unter dem Zaun.

Schaffe Durchlässe

Wenn das nicht geht, sorge für Durchlupfe, durch die Igel sicher zwischen den Gärten wechseln können. Haben die Tiere die Möglichkeit, ihre nächtlichen Wanderungen auf solchen „Igelpfaden“ gehen zu können, dann müssen sie auch viel weniger über Bürgersteige und Straßen laufen.

Igel nutzt Durchschlupf

Die Durchschlupfe sollten mind. 10 x 10 cm (besser 12-15 cm) Durchlass bieten. Du kannst Maschendrahtzaun dafür beispielsweise mittels Backsteinen o.ä. anheben oder auch Rohre in entsprechender Größe unter den Zaun schieben. Oder Du öffnest einzelne Maschen und biegst die Drahtenden wie im Bild gut weg.

Bei Stabmattenzäunen sägt man am besten hier und dort eine Strebe der untersten Ebene unten durch und biegt sie dann nach oben weg (oder man sägt sie ganz aus und entgratet die Sägestellen).

Bei Holzstaketenzäunen kannst Du ein Brett unten wegkürzen, bei sonstigen Holzzäunen Löcher hineinfräsen. Mauersimse lassen sich für Igel überqueren, wenn man kleine Treppen aus Steinen oder Holzrampen anbringt. Hohe Mauern oder Gabbionen sind schwieriger, hier muss man mit schwererem Gerät ran, um Löcher hinein zu bohren.

Tipp: Lass Dich doch mal von den Briten inspirieren: Die Hedgehog Highways sammeln viele Beispiele von Durchlässen, auch in Mauern: Hedgehog Highways Galerie. Und wenn Du Deine geschaffenen Durchschlupfe hier präsentierst, bauen wir auch für Deutschland solch eine schöne Galerie auf…

Wichtig: Verteile am besten mehrere Durchschlupfe über die gesamte Zaunfläche, also wenn möglich nicht nur einen Durchlass machen. So können die Igel freier wandern.

Sichere gefährliche Zäune

Gefährliche Zäune gehören unbedingt gesichert, damit sich keine Tiere darin verklemmen und verletzen können. Für Stabmattenzäune gibt es dafür Sichtschutzfolien, die einfach durch die Stäbe eingewoben werden. Dabei muss gar nicht der gesamte Zaun verkleidet werden, es reicht, die unterste Ebene durch die Folie zu sperren (die geschaffenen Durchlässe ausgenommen natürlich).

Maschendrahtzäune können im unteren Bereich durch aufgestellte Bretter gesperrt werden — auch hier natürlich unter Auslassung der geöffneten „Igel-Türen“.

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